Der Ölpreis im Bann von Donald Trump

Konjunktur und Förderung : Der Ölpreis im Bann von Donald Trump Zehn Dollar tiefer als vor dem 2. April pendelt sich der Ölpreis ein. Hauptgrund ist die Angst um die Weltkonjunktur. Zusammenfassung Anhören Merken Teilen Verschenken Drucken Zur App Wie stark beeinträchtigen Donald Trumps Zölle die Weltkonjunktur und damit die globale Nachfrage nach Öl? Das ist eine nicht leicht zu klärende Frage, die derzeit den Ölmarkt in Atem hält. Das Ölkartell OPEC revidierte in seinem April-Monatsbericht seine Prognose für die globale Ölnachfrage leicht nach unten. Die Organisation rechnet nun mit einem Anstieg der Ölnachfrage um jeweils 1,3 Millionen Barrel (Fass zu 159 Liter) je Tag für dieses und das nächste Jahr. „Damit ist die OPEC optimistischer als die meisten Marktbeobachter“, schreiben die Analysten der Commerzbank. Das Ölkartell sieht weiter ein Angebotsdefizit am Markt, während die amerikanische Energiebehörde EIA, die ihre Nachfrageprognose ebenfalls nach unten revidierte, schon das Szenario einer deutlichen Überversorgung mit Öl skizzierte. Die Entwicklung am Ölmarkt ähnelt dabei etwas der anderer Teile der Finanzmärkte: Es gab zunächst einen starken Preisrückgang als Reaktion auf Trumps Zölle, anschließend eine gewisse Gegenbewegung. Mit der Ankündigung massiver Zölle an Trumps sogenanntem „Liberation Day“, dem 2. April, fiel der Ölpreis stark wie selten. Von etwa 75 Dollar je Barrel für die Nordseesorte Brent ging es runter bis auf zeitweise 58 Dollar. Das war der tiefste Stand seit rund vier Jahren. Später gab es eine gewisse Gegenbewegung, aber nicht bis hinauf zu den alten Ständen. Zuletzt pendelte der Brent-Preis um die 65 Dollar, also rund zehn Dollar niedriger als vor den Zollankündigungen. „Zwar hat sich die Situation inzwischen beruhigt, die Unsicherheit ist aber weiterhin groß“, beschreiben die Ölfachleute der Landesbank Hessen-Thüringen die Marktstimmung. Schwächerer Dollar stützt eigentlich Der niedrige Ölpreis habe in erster Linie mit Rezessionsängsten zu tun, die durch die Trumps Zollpolitik zugenommen hätten, sagt Cyrus de la Rubia, Ökonom der Hamburg Commercial Bank. „Wenn die beiden wichtigsten Wirtschaftsregionen der Welt, die zusammen mehr als ein Drittel des globalen Rohöls verbrauchen, auf einen Abschwung zusteuern, hat das natürlich einen erheblichen negativen Effekt auf die Ölpreise“, meint der Ökonom. Dazu komme die Entscheidung des Ölkartells OPEC, die Ölförderung wieder zu erhöhen, was möglicherweise auf Druck der amerikanischen Regierung geschehen sei. Diese beiden Gründe würden am Markt genannt, bestätigt Giovanni Staunovo, Ölfachmann der Schweizer Großbank UBS. Ihm scheine ebenfalls die Wirtschaftsverlangsamung der Haupttreiber des Ölpreisverfalls zu sein. Die Dollarschwäche dagegen sei tendenziell sogar eher gut für das in Dollar gehandelte Öl, sagt Ökonom de la Rubia. Außerhalb des Dollarraums legt die Ölnachfrage bei einem schwächeren Dollar schließlich tendenziell zu: „Wenn überhaupt, dann müsste der Ölpreis also im Zusammenhang mit einer Dedollarisierung steigen.“ Die makroökonomische Stimmung habe sich vorerst stabilisiert, und der Ölpreis befinde sich auf dem Weg einer langsamen Erholung, sagte Huang Wanzhe, Analyst des chinesischen Brokerhauses Dadi Futures. Nachdem die erste Welle der Trump-Ankündigungen „weitgehend eingepreist“ sei, bereiteten sich die Märkte nun auf die nächste Phase vor, in der sich der Schwerpunkt der Betrachtung auf die tatsächlichen Auswirkungen der Zölle auf die Ölnachfrage verlagere. Die Analysten der Investmentbank Goldman Sachs jedenfalls haben ihre Prognose für die Ölpreisentwicklung nach unten revidiert. Sie erwarten jetzt einen Brent-Preis von 66 Dollar für dieses und 58 Dollar für das nächste Jahr. Noch Ende März waren es 73 Dollar für dieses und 68 Dollar für das nächste Jahr gewesen. Es gebe weiterhin Abwärtsrisiken für den Ölpreis, schreiben Goldman-Ölfachmann Daan Struyven und seine Kollegen: „Ein globaler Abschwung oder eine vollständige Rücknahme der freiwilligen OPEC-Förderkürzungen würde Brent im Jahr 2026 wahrscheinlich in den Bereich um die Marke von 40 Dollar oder in einem extremen kombinierten Szenario auch unter 40 Dollar drücken.“ Auf die Benzinpreise in Deutschland hat der Ölpreisverfall Auswirkungen, wenn auch nur nach und nach. Der Autoklub ADAC jedenfalls fühlte sich in der vergangenen Woche zu einer kleinen Ermahnung an die Mineralölkonzerne bemüßigt, da müsse doch noch etwas gehen. Seither sind die Spritpreise weiter zurückgegangen. Mittlerweile ist der Preis für Super E10 von 1,71 Euro Anfang April auf 1,67 Euro je Liter gesunken. Diesel verbilligte sich im selben Zeitraum von 1,61 auf 1,57 Euro je Liter. Spekulationen über Iran und USA Der Preis für Heizöl sank nach Zahlen der Internetplattform Heizoel24, an die 500 Ölhändler ihre Preise melden, von 94 Euro Anfang April auf 90 Euro für 100 Liter bei der Abnahme von 3000 Litern. „Neue Impulse liefern die diplomatischen Entwicklungen rund um Iran“, schreibt Analystin Janin Wordel im täglichen Marktbericht der Plattform. Die am Wochenende geführten Gespräche zwischen den USA und Teheran würden am Samstag in Rom fortgesetzt. Zwar seien konkrete Ergebnisse bislang ausgeblieben, doch die Fortsetzung auf hoher Ebene werde als Annäherung gesehen. Eine Einigung könnte zu einer Lockerung der Sanktionen und mehr iranischem Öl auf dem Weltmarkt führen. Auch an der Zollfront herrsche vorsichtiger Optimismus. Trump stelle weitere Ausnahmen in Aussicht, diesmal für die Autoindustrie. Analysten mahnten aber zur Vorsicht: Die Unberechenbarkeit bleibe. BundesbankDie Deutschen werden real ärmer Verbrauchervertrauen-TiefAus Konsumlust wird in den USA Konsumfrust ADAC-AuswertungDie Benzinpreise in Deutschland sinken Auch für die Inflation spielt der Ölpreis eine wichtige Rolle. Schon im März waren die Energiepreise, die von hohem Niveau aus etwas gesunken sind, ein Grund für die leicht rückläufige Teuerung. Die Inflationsrate für Deutschland war von 2,3 Prozent im Januar und Februar auf 2,2 Prozent im März zurückgegangen. Während sich Nahrungsmittel und Dienstleistungen überdurchschnittlich verteuerten, waren die Energiepreise gegenüber dem Vorjahresmonat im Durchschnitt um 2,8 Prozent gesunken. Die Kraftstoffpreise lagen 4,8 Prozent tiefer als im März 2024, der Preis für Heizöl fiel im selben Zeitraum um 8,4 Prozent. Beides hängt unter anderem mit dem günstigeren Rohöl zusammen. Christian SiedenbiedelRedakteur in der Wirtschaft. Redakteur in der Wirtschaft. Teilen Verschenken Merken Drucken Anhören Kurse und Finanzdaten zum Artikel: Commerzbank-Aktie Schlagworte: Ölpreis Donald Trump Dollar OPEC Weltkonjunktur Commerzbank Brent Zoll Rohöl Alle Themen